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13.10.2025 / Mietkaution

Liquiditätsschonende Alternative: Die gewerbliche Mietkautionsversicherung

Wie viel Kapital bindet Ihre Gewerbekaution? Die gewerbliche Mietkautionsversicherung ersetzt die klassische Barkaution und schont Ihre Liquidität. Das eingesparte Geld steht Ihrem Betrieb weiterhin für Investitionen zur Verfügung. Zudem können Sie die jährlichen Beiträge steuerlich geltend machen.

 

Warum die gewerbliche Mietkaution Ihr Unternehmen finanziell belastet

Die gewerbliche Mietkaution dient als Sicherheitsleistung für den Vermieter. Sie schützt ihn vor Mietausfällen, unbezahlten Betriebskosten und möglichen Schäden am Objekt. Anders als bei privaten Mietverhältnissen gibt es im gewerblichen Bereich jedoch keine gesetzliche Begrenzung der Kautionshöhe. Der §551 BGB, der die Kaution bei Wohnraum auf drei Monatsmieten begrenzt, gilt für Gewerbeflächen nicht.

Vermieter können daher die Höhe der Kaution frei bestimmen. In der Praxis fordern sie oft bis zu sechs oder sieben Monatskaltmieten als Sicherheit. Je nach Branche und Risikobewertung können die Summen auch darüber hinausgehen. Für viele Unternehmen, besonders für Gründer und kleine Betriebe, stellt diese hohe Kapitalbindung eine erhebliche finanzielle Herausforderung dar.

 

Was ist eine gewerbliche Mietkautionsversicherung?

Eine gewerbliche Mietkautionsversicherung ersetzt die klassische Barkaution oder Bankbürgschaft. Bei dieser Lösung stellt eine Versicherungsgesellschaft eine Bürgschaft, die dem Vermieter als Sicherheit dient. Statt einen hohen Geldbetrag zu hinterlegen, zahlt Ihr Unternehmen lediglich einen jährlichen Beitrag an den Versicherer.

Der Versicherungsanbieter prüft vor Vertragsabschluss Ihre Bonität. Nach erfolgreicher Prüfung erhält der Vermieter eine Bürgschaftsurkunde. Diese garantiert ihm, dass die Versicherung im Schadensfall für die vereinbarte Kautionssumme einsteht. Für den Vermieter besteht kein Unterschied zur Barkaution – er hat die gleiche Sicherheit, jedoch ohne den Verwaltungsaufwand eines separaten Kautionskontos.

Die häufigsten Anbieter für gewerbliche Mietkautionsversicherungen in Deutschland sind die Deutsche Kautionskasse, ERGO, die R+V und die Württembergische Versicherung. Der Abschluss erfolgt meist digital und unkompliziert.

 

Die finanziellen Vorteile der Mietkautionsversicherung für Ihr Unternehmen

Liquidität erhalten und Banklinie schonen

Der größte Vorteil einer gewerblichen Mietkautionsversicherung liegt in der Schonung Ihrer Liquidität. Anstatt einen hohen Geldbetrag als Barkaution zu binden, behalten Sie die finanzielle Flexibilität und können das Kapital für andere Unternehmenszwecke nutzen. Besonders für Gründer und junge Unternehmen ist dieser Liquiditätsvorteil entscheidend.

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Die Mietkautionsversicherung belastet nicht Ihre Kreditlinie bei der Bank. Anders als bei einer klassischen Bankbürgschaft bleibt Ihr Kreditrahmen vollständig erhalten. So bewahren Sie sich finanzielle Spielräume für andere geschäftliche Vorhaben und Investitionen.

Steuerliche Absetzbarkeit der Beiträge

Die jährlichen Beiträge für eine gewerbliche Mietkautionsversicherung können Sie als Betriebsausgaben steuerlich geltend machen. Dies reduziert Ihren zu versteuernden Gewinn und damit die Steuerlast Ihres Unternehmens.

Bei einer Barkaution ist dies nicht möglich, da es sich dabei lediglich um eine Vermögensumschichtung handelt. Die steuerliche Absetzbarkeit der Versicherungsbeiträge bietet daher einen zusätzlichen finanziellen Vorteil.

Geringerer Verwaltungsaufwand

Die Verwaltung eines separaten Kautionskontos entfällt bei der Versicherungslösung vollständig. Dies vereinfacht die Prozesse sowohl für Sie als Mieter als auch für den Vermieter.

Bei einer Barkaution müssen Sie sich um die korrekte Anlage, Verzinsung und spätere Rückforderung kümmern. Mit der Mietkautionsversicherung reduziert sich der administrative Aufwand auf die jährliche Beitragszahlung.

 

Kosten und Konditionen im Überblick

Die Kosten einer gewerblichen Mietkautionsversicherung hängen von verschiedenen Faktoren ab:

  1. Höhe der Kautionssumme

  2. Bonität Ihres Unternehmens

  3. Alter und Branche des Unternehmens

  4. Gewählter Versicherungsanbieter

Der jährliche Beitrag liegt durchschnittlich zwischen 4% und 8% der Kautionssumme. Für etablierte Unternehmen mit guter Bonität können die Sätze niedriger ausfallen, während Existenzgründer und junge Firmen oft höhere Prämien zahlen müssen.

FaktorAuswirkung auf die KostenTypischer Bereich
UnternehmensalterJunge Unternehmen zahlen mehrZuschlag von 1-3 % für Gründer
BonitätBessere Bonität = niedrigere BeiträgeVariation von 2-4 %
Alte Rückstände (> 12 Mon.)Verlust des Kündigungsrechts bei UntätigkeitAnspruch bleibt, Kündigung riskant
KautionshöheHöhere Kautionen oft mit prozentual günstigeren BeiträgenMindestbeitrag oft bei 150 € pro Jahr
BrancheRisikobranchen zahlen mehrZuschlag von 1-2% für Gastronomie und Einzelhandel
Bei der Entscheidung für eine Mietkautionsversicherung sollten Sie bedenken, dass sich die jährlichen Kosten über lange Vertragslaufzeiten summieren können. Bei kurz- bis mittelfristigen Mietverträgen bietet die Versicherungslösung jedoch meist klare finanzielle Vorteile gegenüber der Barkaution.

 

Voraussetzungen für den Abschluss

Welche Unternehmen können eine Mietkautionsversicherung abschließen?

Grundsätzlich können alle Unternehmen mit Sitz in Deutschland und deutscher Rechtsform eine gewerbliche Mietkautionsversicherung beantragen. Dies umfasst:

  • Einzelunternehmen

  • Personengesellschaften (GbR, OHG, KG)

  • Kapitalgesellschaften (GmbH, AG)

Der wichtigste Faktor für die Genehmigung ist Ihre Bonität. Die Versicherungsunternehmen prüfen vor Vertragsabschluss die Kreditwürdigkeit Ihres Unternehmens. Bei Neugründungen und jungen Firmen wird häufig auch die persönliche Bonität der Geschäftsführer oder Inhaber berücksichtigt.

Erforderliche Unterlagen

Für den Abschluss einer gewerblichen Mietkautionsversicherung benötigen Sie in der Regel:

  • Mietvertrag oder Mietvertragsentwurf

  • Gewerbeanmeldung

  • Handelsregisterauszug (bei eingetragenen Unternehmen)

  • Jahresabschlüsse der letzten 1-2 Jahre (bei bestehenden Unternehmen)

Der Antragsprozess erfolgt heute meist vollständig digital. Nach erfolgreicher Prüfung erhalten Sie die Bürgschaftsurkunde, die Sie an Ihren Vermieter weiterleiten.

 

Der Abschluss in der Praxis

Wie läuft der Abschluss einer gewerblichen Mietkautionsversicherung konkret ab? Der Prozess gestaltet sich meist einfach und unkompliziert:

  1. Onlineantrag beim gewählten Versicherungsanbieter, z.B. bei der Deutschen Kautionskasse, ausfüllen

  2. Bonitätsprüfung durch den Versicherer

  3. Bei positiver Entscheidung: Versicherungsbeitrag bezahlen

  4. Bürgschaftsurkunde erhalten und an den Vermieter übergeben

Die Bearbeitungszeit beträgt je nach Anbieter und Vollständigkeit Ihrer Unterlagen meist nur wenige Werktage. Einige Anbieter, wie z.B. die ERGO, bieten sogar eine Entscheidung innerhalb von 24 Stunden an.

Nachträglicher Umstieg von Barkaution auf Versicherung

Auch für bereits bestehende Mietverhältnisse können Sie von einer hinterlegten Barkaution auf eine Mietkautionsversicherung umsteigen. Dafür benötigen Sie allerdings die Zustimmung Ihres Vermieters. Die Versicherungsgesellschaft stellt dann eine Bürgschaftsurkunde aus, und der Vermieter erstattet Ihnen im Gegenzug die hinterlegte Barkaution zurück.

Der nachträgliche Umstieg kann sinnvoll sein, wenn Sie kurzfristig Ihre Liquidität verbessern möchten oder das gebundene Kapital für andere Investitionen benötigen.

 

Vergleich zu anderen Kautionsformen

Die gewerbliche Mietkautionsversicherung ist nur eine von mehreren möglichen Formen der Kautionsstellung. Jede Variante hat ihre eigenen Vor- und Nachteile:

Barkaution

  • Vorteile: Einmalige Zahlung, keine laufenden Kosten

  • Nachteile: Hohe Kapitalbindung, keine steuerliche Absetzbarkeit

Besonders bei langen Mietverträgen kann die Barkaution langfristig günstiger sein, da keine jährlich wiederkehrenden Kosten anfallen. Allerdings bindet sie erhebliches Kapital, das nicht für andere Unternehmenszwecke zur Verfügung steht.

Bankbürgschaft

  • Vorteile: Keine hohe Einmalzahlung, anerkannte Sicherheit

  • Nachteile: Belastet die Kreditlinie bei der Bank, oft hohe Einrichtungsgebühren

Die Bankbürgschaft, oder auch Mietaval, belastet Ihren Kreditrahmen bei der Bank und kann dadurch andere Finanzierungsvorhaben einschränken. Zudem verlangen Banken oft hohe Einrichtungsgebühren und jährliche Provisionen, die je nach Bank unterschiedlich ausfallen.

Mietkautionsversicherung

  • Vorteile: Liquiditätsschonend, steuerlich absetzbar, keine Belastung der Kreditlinie

  • Nachteile: Laufende jährliche Kosten, Abhängigkeit von Bonitätsprüfung

Die Mietkautionsversicherung bietet vor allem für junge Unternehmen und bei mittelfristigen Mietverträgen klare Vorteile. Die laufenden Kosten können jedoch bei sehr langen Mietverträgen die Ersparnis gegenüber einer Barkaution aufzehren.

 

Für wen lohnt sich eine gewerbliche Mietkautionsversicherung besonders?

Ist die Mietkautionsversicherung das Richtige für Ihr Unternehmen?

Eine gewerbliche Mietkautionsversicherung ist besonders vorteilhaft für:

  1. Gründer und junge Unternehmen: Sie benötigen ihre Liquidität für das operative Geschäft und Wachstumsinvestitionen.

  2. Unternehmen mit hohem Kapitalbedarf: Betriebe, die in Maschinen, Warenlager oder Personal investieren müssen, profitieren von der Liquiditätsschonung.

  3. Mehrere Standorte: Wenn Ihr Unternehmen mehrere Gewerbeflächen anmietet, summieren sich die Kautionen schnell zu erheblichen Beträgen.

  4. Mittelfristige Mietverhältnisse: Bei einer Mietdauer von 3-7 Jahren überwiegen meist die Vorteile der Versicherungslösung.

  5. Saisonales Geschäft: Unternehmen mit saisonalen Liquiditätsschwankungen behalten durch die Versicherungslösung mehr finanzielle Flexibilität.

Die Entscheidung sollte immer auf Basis einer individuellen Kalkulation getroffen werden. Vergleichen Sie die Gesamtkosten der Versicherungslösung über die geplante Mietdauer mit den Opportunitätskosten der gebundenen Barkaution.

 

Rechtliche Rahmenbedingungen

Im Gegensatz zur privaten Wohnraummiete gibt es für gewerbliche Mietverhältnisse keine gesetzliche Begrenzung der Kautionshöhe. Die Regelungen des § 551 BGB, die bei Wohnraummietverhältnissen die Kaution auf maximal drei Monatsmieten begrenzen, gelten für Gewerbemietverträge nicht.

Dies bedeutet:

  • Die Höhe der Kaution ist frei verhandelbar

  • Es besteht keine gesetzliche Pflicht zur separaten Anlage oder Verzinsung der Kaution

  • Die Form der Kautionsstellung kann frei vereinbart werden

Gerichte haben Kautionen im Gewerbebereich von fünf bis sieben Monatsmieten als zulässig erklärt. Das OLG Düsseldorf und das OLG Brandenburg haben in Urteilen bestätigt, dass solche Höhen nicht sittenwidrig sind. Dennoch empfiehlt es sich, im Mietvertrag genau festzulegen:

  • Die Höhe der Kaution

  • Die Form der Kautionsstellung (Barkaution, Bankbürgschaft oder Versicherung)

  • Die Bedingungen für die Rückzahlung bzw. Freigabe der Kaution

Bei einer Mietkautionsversicherung ist besonders wichtig, dass der Vermieter diese Form der Sicherheitsleistung ausdrücklich akzeptiert. Er ist nicht verpflichtet, eine Versicherungsbürgschaft anzunehmen, kann jedoch in der Praxis oft davon überzeugt werden.

 

Im Schadensfall: Was Sie wissen müssen

Wenn der Vermieter berechtigte Ansprüche geltend macht, greift die Mietkautionsversicherung. Der Ablauf im Schadensfall gestaltet sich folgendermaßen:

  1. Der Vermieter meldet seine Ansprüche bei der Versicherung an

  2. Die Versicherung prüft die Ansprüche auf Berechtigung

  3. Bei berechtigten Ansprüchen zahlt die Versicherung an den Vermieter

  4. Die Versicherung fordert den gezahlten Betrag von Ihnen als Mieter zurück

Wichtig: Die Versicherung deckt lediglich das Ausfallrisiko des Vermieters ab – sie übernimmt nicht dauerhaft die Kosten für Mietausfälle oder Schäden. Als Mieter bleiben Sie gegenüber der Versicherung zahlungspflichtig.

Tipps zum Schutz vor ungerechtfertigten Forderungen

Um sich vor ungerechtfertigten Forderungen des Vermieters zu schützen, sollten Sie:

  • Auf ein detailliertes Übergabeprotokoll beim Ein- und Auszug bestehen

  • Eventuell vorhandene Mängel fotografisch dokumentieren

  • Bei größeren Renovierungsarbeiten Kostenvoranschläge von mehreren Handwerkern einholen

 

Kündigungsmöglichkeiten und Laufzeitende

Bei Beendigung des Mietverhältnisses sollten Sie die Mietkautionsversicherung kündigen, um keine unnötigen Kosten zu verursachen. Der Prozess läuft meist folgendermaßen ab:

  1. Vermieter erklärt nach Auszug und Abnahme des Objekts, dass keine Ansprüche mehr bestehen

  2. Vermieter gibt die Bürgschaftsurkunde an die Versicherung zurück

  3. Nach Rückgabe der Urkunde endet der Versicherungsvertrag

Einige Versicherer bieten eine taggenaue Abrechnung nach Rückgabe der Bürgschaftsurkunde an. Das bedeutet, Sie zahlen den Jahresbeitrag nur anteilig bis zum tatsächlichen Ende der Versicherung.

Umstellung auf Barkaution während der Laufzeit

Sie können jederzeit mit Zustimmung des Vermieters von der Mietkautionsversicherung auf eine Barkaution umstellen. Dies kann sinnvoll sein, wenn:

  • Die laufenden Versicherungskosten die Zinsen einer Barkaution übersteigen

  • Ihre Liquiditätssituation sich verbessert hat

  • Sie langfristig im Objekt bleiben wollen

Für die Umstellung benötigen Sie das Einverständnis des Vermieters. Sie hinterlegen die vereinbarte Barkaution, und der Vermieter gibt im Gegenzug die Bürgschaftsurkunde an die Versicherung zurück.

 

Die gewerbliche Mietkautionsversicherung als strategische Finanzentscheidung

Die gewerbliche Mietkautionsversicherung bietet Ihrem Unternehmen wichtige finanzielle Vorteile. Sie schont die Liquidität, belastet nicht Ihre Bankkreditlinie und die Beiträge sind steuerlich absetzbar. Besonders für Gründer und wachstumsstarke Unternehmen stellt sie eine attraktive Alternative zur klassischen Barkaution dar.

Die Entscheidung für oder gegen eine Mietkautionsversicherung sollte jedoch immer auf Basis der individuellen Unternehmenssituation getroffen werden. Berücksichtigen Sie dabei:

  • Die geplante Mietdauer

  • Ihre aktuelle und zukünftige Liquiditätssituation

  • Die Höhe der geforderten Kaution

  • Ihre Bonität und die daraus resultierenden Versicherungskosten

  • Alternativinvestitionen für das freibleibende Kapital

Viele Vermieter akzeptieren mittlerweile die Mietkautionsversicherung als gleichwertige Alternative zur Barkaution oder Bankbürgschaft, insbesondere wenn diese “auf erstes Anfordern” leisten. Die Versicherungslösung bietet ihnen die gleiche Sicherheit bei geringerem Verwaltungsaufwand – ein überzeugendes Argument in Verhandlungen.

Mit einer durchdachten Strategie zur Kautionsstellung können Sie die finanzielle Flexibilität Ihres Unternehmens verbessern und Kapital für Wachstum und Investitionen freisetzen. Die gewerbliche Mietkautionsversicherung ist dabei ein modernes Instrument, das Ihnen hilft, Ihre unternehmerischen Ziele zu erreichen.

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